Simson S51 B1-3 und mehr

[PeterB.]

Hallo zusammen, 

ich hab ja jetzt schon das ein oder andere mal hier über meinen BMW berichtet. Bevor ich den BMW hatte, habe ich mir ja über letzten Sommer eine Simson S51N  hergerichtet. Gekauft hatte ich diese vor ziemlich genau einem Jahr ohne Papiere (es stellte sich als Fehlkauf heraus, da es sich um ein Reimport aus Ungarn handelte und somit nicht unter den Bestandsschutz der Simsons welche für den Deutschen markt produziert worden waren fällt. Also hätte ich eine Einzelabnahme gebraucht und die Simme, BJ 1981 als Neufahrzeug mit Einhaltung der aktuellen Standards durch den TÜV prüfen lassen müssen um Legal an Papiere zu kommen, was auch bedeutet hätte: 45 km/h oder als Motorrad. Simsons welche bis 28.02.1990 in Deutschland gebaut wurden dürfen mit Versicherungskennzeichen eine eingetragene Vmax von 60km/h haben, was sie ohne weiteres auch fahren). Also habe ich mir einen Originalen Rahmen mit Deutschen Papieren gekauft, das war teuer aber hat mir ein Haufen ärger gespart. Ein S51 N (N, wie "Nichts") Rahmen war nicht zu bekommen da der deutsche Markt zurzeit mit S51N aus Ungarn überflutet wird. Also hab ich einen S51 B Rahmen gekauft und Blinker nachgerüstet. Leider habe ich kaum Bilder der Restauration gemacht und das was ich hatte ist mir mit einer alten Speicherkarte abgetaucht .
So sah sie vorher aus.


So sieht das Typenschild einer Ungarn-Simson aus. Der einzige Unterschied zum deutschen Typenschild ist, das irgendwo ein "50ccm" eingeschlagen ist. Sonst ist alles gleich.


So sieht das ganze nach der Restauration aus. 

 Technisch habe ich alles gemacht (Bremsen neu, Motor neu gelagert, alles Komplett zerlegt, alle schrauben und Lager... ersetzt, Elektrik nachgerüstet und den Rahmen neu Lackiert), Optisch möchte ich irgendwann noch die Schutzbleche, den Tank und die Seitendeckel Lackieren.

Eigentlich wollte dich den Sommer 2016 mit der S51 schon fahren (so mein Gedanke als ich sie im Februar 16 kaufte). Naja, ende August war es dann soweit. Bis Anfang November bin ich dann noch gute 700km gefahren, wobei mir natürlich einiges noch nicht passt. 
Besonders Störend ist, dass sich die (3) Gänge nicht sauber schalten lassen und sich die Schaltung auch nicht einstellen lässt. Vermutlich ist irgend ein Hebel verbogen. Glücklicherweise hatte ein guter freund von mir seinen "Kaputten" S51 motor übrig und mir diesen mit samt Vergaser geschenkt, da er die Schnauze voll hatte und auf einen Tuning motor umgestiegen ist. (Sein Kommentar als ich ihn danach fragte: "Ich muss mal schauen ob ich den noch nicht verschrottet hab"  ). Naja er war noch da und liegt nun auf meiner Werkbank. Heute habe ich mir mal noch ne Stunde Zeit genommen und begonnen Selbigen zu zerlegen. Und ich bin zuversichtlich das ich das wieder hin bekomme. 
Erstmal werde ich aber die Schalthebel ausbauen und mit meinen Vergleichen, um heraus zu finden, woran es liegen könnte. Dann kann ich gezielt das Einzelteil ersetzten. Sobald das Wetter passt soll dann gefahren werden, ich will doch mal sehen, wie zuverlässig eine Simson zu betreiben ist. 

Da ich aber nebenbei schon von einem Nächsten Simson-Projekt träume (eventuell eine Schwalbe oder einen Specht) und weil es schön ist einen fertigen Motor liegen zu  haben, soll der dann, wie es die Zeit zulässt regeneriert werden. 
Hier mal ein paar Bilder des Motors (der sogar über ein 4-Gang Getriebe verfügt). 

Hier ist schonmal der Zylinder, Kolben sowie der Lichtmaschinen-Deckel abgebaut.


Der Blick in die Kurbelkammer verrät: Entweder wurde viel zu ölhaltiges Gemisch gefahren oder der Wellendichtring zur Getriebeseite ist defekt.

Der Kolben bestätigt die Vermutung, erfreulicherweise ist sowohl der Kolben als auch der Zylinder ansonsten neuwertig.


Hier sieht man warum mein Spezl endgültig keine Lust mehr hatte: An der Lichtmaschinenseitigen Motorenhälfte sind bei einer Landung im Dreck zwei stellen ausgebrochen. Ich denke aber, da es nicht 100% dicht sein muss, werde ich das Flicken können. 


Hier nochmal in Nahaufnahme 

[PeterB.]

Dann Getriebeseite: erstmal Öl ablassen, Ölwechsel wurde dem Schlamm an der Ablassschraube nach zu Urteilen wohl schon Länger nicht mehr gemacht. 

Ein Blick unter den Getriebedeckel: Sieht soweit eigentlich auch alles noch ganz brauchbar aus. Jetzt brauch ich aber mein Spezialwerkzeug um die Kupplung und den Primärtrieb fest zu setzten um Selbige zu lösen. Ich hoffe ich kann das Werkzeug am Wochenende von einem nördlinger Kollege wieder bekommen. 



Soweit für heute. 

LG Peter

[austin7]

Ein schöne Winterarbeit ... die kleinen Bikes machen auch viel Spaß.  Kann ich nur bestätigen.

[Rapo]

Hoffentlich ist die zuverlässiger als meine Benelli
Schönes Stück, viel Spaß damit

[PeterB.]

Danke ihr Beiden,

ja, die kleinen machen auch Spaß. Und das schönste ist, wenn ich mit der Simson quasi Luftlinie über kleine Straßenfahren fahre, brauche ich damit genau so lang nach Nördlingen wie mit dem Zug, komm aber mit dem gleichen Geld 3x so weit, obwohl ich BahnCard 50 Nutzer bin.

Und am Wochenende habe ich auch die Vorrichtung wieder bekommen
Also erstmal den Motor aufhängen:
Dann hab ich den Primärtrieb fixiert und die Kupplung demontiert und einen kaputten Schalthebel montiert, für die Werkstatt tuts...

So, jetzt sieht man das Kuddelmuddel von Hebelchen und Federn, welche die Ziehkeilwelle bedienen. Der an dem flachen Blech angeschweißte Kopf einer Schraube, der am oberen rand des Motors zu sehen ist, gehört zur Einstellschraube, mit welcher die Schaltung justiert wird. Auf der anderen Seite des Motorengehäuses kann mit einer Mutter die Länge die die Schraube in den Motor ragt eingestellt werden. Mit einer Kontermutter kann das ganze dann festgelegt werden. Auf der anderen Seite des Hebelwerks wird die Ziehkeilwelle bedient, welche die Zahnräder auf der Getriebewelle im inneren des Getriebes mittels Kugeln mitnimmt oder eben nicht. Auf der anderen Seite der Getriebewelle in welche die Ziehkeilwelle eingesteckt ist, ist eine Bohrung. Um das Getriebe einzustellen soll der Abstand der Planfläche der Ziehkeilwelle 46,6 mm zur Planfläche der Getriebewelle betragen, wenn der 1. Gang eingelegt ist. 
Bei meinem 1. Motor war der Wert nicht zu erreichten, bei ca. 45 mm war die Stellschraube am Anschlag. Also habe ich das ganze mit 100 fachem lösen der Konterung und verstellen der Einstellschraube so eingestellt das ich zumindest über Umwege in die gewünschten Gänge komme. Aber das ist halt nicht angenehm zu fahren. 
Jetzt war wie schon geschrieben mein Gedanke: Nimm einfach die Teile aus der guten Schaltung und tausche sie stück für stück gegen die aus der verbauten Schaltung. Aber denkste.... in dieser Schaltung ist das Einstellmaß genau so wenig zu erreichen... Nervig   

Naja jetzt muss ich mal überlegen was ich da noch machen kann. 

LG Peter

[hddmax]

ja aber Irgenwie hat das ja mal funktioniert 
seltsam

[PeterB.]

Naja ich vermute mal, das da irgendwo in der Schaltung ein Schwachpunkt ist und daher die Einstellung bei etlichen Simson M531/541 Motoren nicht mehr funktioniert wie sie soll. Mal gucken...

[cris67]

Ja da sollte man mal Ursachenforschung machen. Muss ja einen Grund haben warum sich der Wert nicht mehr einstellen lässt. Irgendwo was abgerieben oder eine Beilage vergessen oder irgendwas verbogen.

[PeterB.]

Hallo zusammen, 

in den Vergangenen Tagen habe ich mich mal wieder meiner Schaltung gewidmet. Nachdem aber der einfache Austausch von Teilen zwischen den beiden Motoren nicht besonders erfolgversprechend war, hab ich mal Ursachenforschung betrieben. Dazu habe ich den verbauten Motor angepackt, langsam ist es ja warm genug um mal ein bisschen zu fahren. 
Zuerst habe ich mal die 3 in der Schaltung verbauten Federn getauscht, da mein Hauptproblem ist, das die Schalthebel nach einem Schaltvorgang nicht mehr in Grundstellung gehen und so nicht in der nächsten Rast landen, also auch den nächsten gang beim erneuten schalten nicht mitnehmen können (je nach Einstellung geht entweder von Leer nach 2. Gang oder von 2. nach 3. Gang nicht). 
Mit den neuen Federn hatte ich den Erfolg, das die Schaltung deutlich knackiger und direkter in der Übersetzung wurde aber das eigentliche Problem konnte ich damit nicht beheben. 
Also weiter versucht. Dann hab ich nochmal eine Nacht drüber geschlafen und mir ein bisschen Theorie in form von meinem Simson Buch und einer Explosionszeichnung zu Gemüte geführt. 
http://www.mopedfreunde-oldenburg.de/ass...o_M501.jpg
Irgendwann bin ich darauf gekommen, das ich ja mit dem Einstellen der Schaltung nichts anders mach als die Hebellänge zu verstellen und zwar nur in Axialer Richtung, da die Stellschraube parallel zur Schaltwalze und parallel zur Ziehkeilwelle verbaut ist. Alles was irgendwo etwas Winkelverhältnissen zu tun hat, ist baulich gegeben. 
Also mal im Tabellenteil des Reparaturbuchs geblättert und siehe da: "Maximales zulässiges Axialspiel der Schaltwalze 0,1 mm". 
Am Tag drauf hab ich das nachgemessen und bin bei 0,4-0,5 mm gelandet. 
Eigentlich sehr Logisch, wenn man sich vor Augen führt, das mit einer Mutter mit einer Steigung von 1,25 mm in 1/4 bis 1/8 Umdrehungsschritten die Schaltung gemittelt wird. Da sind 0,5 mm Spiel immerhin fast eine halbe Umdrehung der Stellmutter. Und im Umkehrschluss ist die Schaltung in die Richtung in welche das Spiel durch beilegen entsprechender Scheiben ausgeglichen wird immer um die 0,5 mm "verstellt", in die andere Richtung geht es dafür einwandfrei. 

Jetzt hab ich mir verschiedene Beilagen bestellt. Sobald das da ist, gehts weiter. Dann gibt's auch wieder Bilder
Der andere Motor hat übrigens das gleiche Problem. 

LG Peter

[cris67]

Und so wird man Simson Spezialist. Etwas nachdenken und ein wenig technisches Verständnis und schon kommt man seinem Ziel ein bisschen näher.

Und wenn das andere Leute mit demselben Problem lesen, hast du bald einen kleinen Nebenerwerb